Entkopplung in sensu
Bei der dritten Methode handelt es sich um eine Variante der Entkopplung. In sensu bedeutet „in der Vorstellung“, da – anders als bei der zweiten Methode – der erste Teil der Übungen nicht tatsächlich durchgeführt wird, sondern nur in der Vorstellung stattfinden soll. Sobald es in der Vorstellung fast zum Fehlverhalten kommt, z.B. dem Kauen eines Nagels oder dem Ausreißen der Haare, erfolgt im zweiten Schritt ein Wechsel in die aktive Durchführung: So soll beispielsweise die zunächst vorgestellte Hand im zweiten Schritt tatsächlich zur Faust geballt und rasch nach vorne geführt werden; am Ende der Bewegung sollen die Finger gespreizt werden (siehe Abbildung 5).
Auch bei der In-sensu-Methode ist es notwendig, das neue, entkoppelte Verhalten mehrmals am Tag bewusst und in den typischen Situationen auszuüben. Die neue Verhaltenssequenz sollte jeweils fünf Mal hintereinander und für mindestens drei Minuten durchgeführt werden. Üben Sie mehrmals am Tag. Stellen Sie sich hierfür am besten einen Smartphone-Timer (siehe Seite 6 der Anleitung).
Da das Vorgehen der vorher dargestellten Entkopplung ähnelt, werden wir die Demonstration nur für das Nägelkauen veranschaulichen. Für andere Störungen kann die Technik angepasst werden.
Suchen Sie möglichst den Ort auf, an dem Sie Ihr Verhalten häufig durchführen, oder begeben Sie sich in eine Situation, die das Verhalten häufig auslöst, z.B. Fernsehen. Die Hände liegen locker auf den Oberschenkeln. Die Finger sollen in der Art und Weise, wie sie charakteristisch für das persönliche Nägelkauen ist, in der Vorstellung zunächst in Richtung Gesicht geführt werden. Unmittelbar vor dem Ziel sollen Sie die vorher nur vorgestellte Hand nun kräftig und vor allem real mit geballter Faust nach vorne schnellen lassen und am Ende der Bewegung die Finger spreizen. Die beschleunigte Bewegung soll auch hier dabei helfen, das alte Bewegungsprogramm zu stören und schließlich zu überschreiben. Nach Abschluss der ruckartigen Zielbewegung nehmen Sie die Hände einfach wieder zurück in die Ausgangsposition.
Testen Sie verschiedene Varianten. Führen Sie die ruckartige Bewegung dabei immer in möglichst derselben Weise aus, da das alte Verhaltensmuster am ehesten gebrochen wird, wenn starke alternative Muster an seine Stelle treten. Sie können für das Skin Picking und Haareausreißen ganz ähnlich verfahren (siehe Abbildung 5).